Wir veröffentlichen hier die Pressemitteilung der Initiative Parkplatz Transform zu unserer gemeinsamen Zählaktion am 25.Oktober:

Friedenau braucht mehr Luft und Raum zum Atmen – durch weniger öffentlichen Parkraum

Insgesamt haben wir heute gemeinsam mit der Initiative lokale Verkehrswende (INLOVE) von Life e.V. und Anwohner*innen im Ortsteil Friedenau (Bezirk Tempelhof-Schöneberg) 1.202 Parkplätze gezählt. Diese nehmen eine Gesamtfläche von 15.201 m² ein, die durch kostenfrei abgestellte KfZ belegt wird.

Friedenau ist einer der am dichtesten besiedelten Ortsteile Berlins. Neben seiner dichten Bebauung ist er geprägt von verkehrlichen Nutzungskonflikten, Parksuch- und Schulbringerverkehr. Obwohl hier schon vor vielen Jahren teilweise eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt wurde, hat der Parkdruck nicht abgenommen. Im Gegenteil: bei unserer Zählung war die Masse an illegal im Park- und sogar Halteverbot abgestellten Kraftfahrzeugen – darunter auch viele Anhänger und Wohnmobile – z.B. im Kreuzungsbereich und an abgesenkten Fußgängerüberwegen sehr auffällig. Die Nähe zur Autobahn die durch den Ortsteil führt, ist zusätzlich für eine hohe Lärm- und Schadstoffbelastung verantwortlich. Die vielen parkenden Autos reduzieren den ohnehin geringen Anteil an öffentlichen Grünflächen und Spielplätzen und somit die Aufenthalts- und Lebensqualität im Kiez.

Für eine soziale, ökologische und gerechte Verkehrspolitik sowie eine lebenswerte Stadt, müssen Parkplätze weichen, um freiwerdende Räume für alle Menschen nutzbar zu machen. Sei es in Form von sicherer Radinfrastruktur und sicheren Schulwegen (wie bspw. entlang der Offenbacher Straße: hier haben wir 130 Parkplätze gezählt, davon 52 Gehwegparkplätze zwischen Spessart- und Laubacher Straße) oder aber für alternative Raumnutzung zum Aufenthalt im Freien. Um das zu realisieren, muss Parken im öffentlichen Raum teurer werden.

Die Beparkung auf beiden Straßenseiten in den sehr engen Nebenstraßen darf –gerade mit Blick auf sichere Schulwege wie in der Offenbacher Straße – außerdem als verkehrlich gefährlich bezeichnet werden und sollte überdacht werden. Nicht nur weil dadurch der fließende Verkehr behindert wird. Auch das wegen der Enge oft genutzte Gehsteigparken muss reduziert werden. Die dadurch entstehenden Kosten durch Schäden im Asphalt sowie der Raum, den Fußgänger*innen dadurch verlieren, ist eine Fehlentwicklung, der dringend gegengesteuert werden muss.

Fahrzeuge, die mehr als 23 Stunden am Tag rumstehen und selten bewegt werden – wie so oft in der Stadt – gehören nicht in den stark begrenzten öffentlichen Raum – schon gar nicht kostenlos. Die teilweise in Friedenau realisierte Parkraumbewirtschaftung muss auch für Anwohner*innen teurer werden. Nur so kann die Parkraumbewirtschaftung die gewünschte Lenkungswirkung entfalten.

Zusatzinformationen zum Zählgebiet: Das Zählgebiet umfasste Teile Friedenaus, in denen bisher noch keine Parkraumbewirtschaftung eingeführt ist. Hauptsächlich erstreckte sich das Zählgebiet auf die Abschnitte zwischen Bundesallee und Südwestkorso, einschließlich der Offenbacher Str. Genauere Informationen zum konkreten Zählgebiet können bei Interesse auf Nachfrage übermittelt werden.