Plötzlich kommt die Verkehrswende ganz schnell. Um auch für Fahrradfahrende den Sicherheitsabstand von 1,5 m zu gewährleisten, werden in Kreuzberg Fahrspuren zu temporären Fahrradwegen umfunktioniert. Laut Tagesspiegel vergingen von der Idee bis zur Umsetzung drei Tage, das entspreche etwa dem 500-Fachen des normalen Tempos. Auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will nun nachlegen, nachdem Fahrradaktivist*innen dem Bezirk eine Wunschliste für temporäre Radwege übermittelt hatten. Bei den Vorschlägen handelt es sich um den Innsbrucker Platz, die Schöneberger Straße und einen kurzen Abschnitt am Sachsendamm. Bis Mitte dieser Woche sollte es eine Rückmeldung aus der Senatsverwaltung dazu geben.

Die Stadt Bogotà wurde in den letzten Tagen häufig als Vorbild für eine konsequente Reaktion auf die plötzlich veränderten Verkehrsanteile genannt. Denn in Bogotà wurden wegen der Corona-Krise ganze Autospuren für Fahrradfahrende freigegeben. 117 km der Hauptverkehrsstraßen wurden in provisorische Radwege umgewidmet, mit der Hoffnung, dass viele Menschen auf das Fahrrad umsteigen werden. Gründe für die rasche Ausweitung der Fahrradwege sind laut dem Spiegel das ohnehin schon überlastete Gesundheitsystem, die schlechte Luftqualität, saisonale Atemwegserkrankungen und die chronische Überlastung des städtischen Linienbusverkehrs „TransMilenio“.
Doch auch ohne Corona Krise bietet Bogotà den Bürger*innen jeden Sonntag, durch mehrerer Straßensperrungen für Autos, die Möglichkeit dort Sport zu treiben.

Update Pop-up Fahrradwege

Up-Date vom 20.05.20
Tempelhof-Schöneberg (TS) war Anfang April der zweite Bezirk, nach Friedrichshain-Kreuzberg (FK), der sich meldete, um temporäre Radwege umzusetzen. Diese sogenannten Pop-up Radstreifen gibt es mittlerweile an verschiedenen Straßenabschnitten in FK und auch in Charlottenburg an der Kantstraße oder in Pankow, doch ist davon noch nichts in TS zu sehen.

Doch warum dauert es in TS länger als in anderen Bezirken?

Laut Santina Wey (Kreisvorsitzende der Grünen), liegen in anderen Bezirken bereits fortgeschrittene Planungen vor, welche in Sofortmaßnahmen umgesetzt werden konnten. Fortgeschrittene Planungen, gab es dagegen erst wenige in TS. Außerdem sind die Bezirksämter zurzeit unterschiedlich leistungsfähig. Denn das Personal des Bezirksamts von TS ist momentan nur zu einem Fünftel arbeitsfähig. Das Anschauen und Bearbeiten der Pläne für Verkehrsprojekte im Homeoffice, so die zuständige Stadträtin Frau Heiß, sei außerdem meistens technisch nicht möglich .

Wie bereits oben genannt, hat der Bezirk der Senatsverkehrsverwaltung folgende Straßenabschnitte für Pop-up Radwege vorgeschlagen: Innsbrucker Platz, Sachsendamm, Yorckstraße und Langenscheidtstraße. Zusätzlich sollten die Säntisstraße und die Schöneberger Straße geprüft werden.
Auf dem Abschnitt des Tempelhofer Damms, zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße, soll hingegen kein Pop-up Radweg umgesetzt werden, sondern eine „richtige“ dauerhafte Radinfrastruktur entstehen. Frau Heiß rechne weiterhin damit, dass der Bezirk „im Juni oder Juli“ grünes Licht von der Senatsverwaltung in Sachen Planung und Finanzierung bekomme, dann könnten die Bauleistungen ausgeschrieben werden. 2021 könne dann gebaut werden, „vielleicht schon Ende 2020“. Im vergangenen Jahr hieß es noch, dass die geschützten Radspuren bereits in diesem Jahr fertig werden sollten. Noch im laufenden Jahr erwarte sie den Start der begleitenden Parkraumbewirtschaftung und erste Markierungsarbeiten.

Wir bleiben gespannt und hoffen auf eine schnelle Umsetzung.