Warum ist eine Verkehrswende notwendig?

Der aktuelle Verkehr stößt nicht nur CO2 aus und treibt somit den Klimawandel voran, er emittiert auch Schadstoffe, verursacht Lärm und Stress und gefährdet Verkehrsteilnehmer*innen. Luftverschmutzung, Lärmbelastung, Flächenverbrauch, Unfälle – das alles verringert unsere Lebensqualität und belastet den Planeten. Vor allem aufgrund des motorisierten Individualverkehrs, der weiterhin steigt.Wir brauchen deshalb eine Mobilitätswende, die sich an Nachhaltigkeits- aspekten orientiert und sozial gerecht ist.

Um diese Situation zu verbessern, sind tiefgreifende und strukturelle Trans- formationsprozesse nötig. Zentral für das Gelingen der Mobilitätswende ist aber auch die lokale Ebene: vor dem Hintergrund dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung eröffnet sie die Möglichkeiten für wirksame, kleinräumliche Veränderungen.

Städte und Kommunen sind bereits jetzt in vielen Aspekten wesentlicher Motor der Mobilitätswende und zeigen, dass Mobilität anders gedacht werden kann und muss. Der Anteil an Wegen, die mit Fahrrad, ÖPNV, Carsharing und zu Fuß zurückgelegt werden, wird in Städten immer größer. Zugleich versuchen Menschen, sich den öffentlichen Raum, der zum Großteil für PKWs reserviert ist, wieder anzueignen. Der öffentliche Raum in der direkten Nachbarschaft ist wichtig dafür, wie wir uns fortbewegen, wo wir uns begegnen und austauschen. Die Motivation, vor der eigenen Haustür etwas zu verändern, ist im eigenen Quartier viel größer, die Bedarfe, Probleme und Lösungsansätze dafür viel greifbarer. Außerdem werden positive Veränderungen direkt wahrgenommen und im Alltag erlebt.

Klimaschutz: Wie beeinflusst Mobilität den Klimaschutz?

Der Verkehr verursachte im Jahr 2015 18 % der in Deutschland produzierten CO2-Emissionen – und das zum großen Teil (zu 61 %) durch private PKW (BMU 2018). Dies ist nicht verwunderlich, denn das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel in Deutschland ist das Auto. Erst mit einem großen Abstand folgt das Fahrrad (FAZ 2019). Vor dem Hintergrund, dass der Klimawandel weiter voranschreitet, muss auch der Verkehrssektor schnellstmöglich umweltfreundlich und klimaneutral umgestaltet werden. Nachhaltige Mobilitätskonzepte mit attraktiven Alternativen zum Auto sind dafür unverzichtbar.

Sicherheit: Wie sicher ist der Verkehr heute?

© Life e.V.

Wir alle möchten uns sicher von einem Ort zum anderen bewegen können. Jedoch ist das nicht immer der Fall, egal ob wir dem Auto, Fahrrad, mit Bahn und Bus oder zu Fuß unterwegs sind. Denn es kommt immer wieder zu Unfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden. Im Jahr 2017 starben in Deutschland 3.180 Menschen bei Verkehrsunfällen, wobei Fahrradfahrer*innen und Nutzer*innen von Krafträdern/Kleinkrafträdern besonders gefährdet sind (Statistisches Bundesamt 2018). Um Unfälle zu verringern und unser Wohlbefinden im Verkehr zu erhöhen, ist es von besonderer Relevanz die Mobilität so zu konzipieren, dass sich alle Verkehrsteilnehmer*innen sicher fortbewegen können.

 

 

Flächengerechtigkeit: Wer braucht wie viel Platz auf der Straße?

pixabay

Fläche ist eine immer knapper werdende Ressource, um deren Nutzung Land- und Forstwirtschaft, Siedlung und Verkehr, Naturschutz, Rohstoffabbau und Energieerzeugung konkurrieren (Umweltbundesamt 2018). Gerade in einer wachsenden Stadt wie Berlin wird der Platz auf der Straße immer enger. Und dabei wird im öffentlichen Raum ein überproportionaler Teil durch Parkplätze eingenommen – man schätzt es sind in Berlin ca. 20 % der Straßenflächen (Quelle). Dabei ist ein Auto in Deutschland im Durchschnitt 23,25 Stunden geparkt und ein Autoparkplatz so groß wie ein durchschnittliches Kinderzimmer. Daher wird über eine Neuverteilung der Verkehrsflächen gestritten, die nach dem Maßstab der Menschen ausgerichtet ist, statt nach dem der Autos. Statt Fahrspuren werden so Fahrradwege ausgebaut, Bänke installiert oder Grünflächen gestaltet.

Schadstoff- und Lärmbelastung: Welche Risiken bestehen?

© Umweltbundesamt

Luftschadstoffe wie Stickoxide (NOx) oder Feinstaub sind gesundheitsschädlich und werden in der Stadt hauptsächlich durch den motorisierten Straßenverkehr emittiert (UBA 2016 & UBA II 2018). Damit setzen sich alle Verkehrsteilnehmer*innen einem hohen Gesundheitsrisiko aus, welches unter anderem zu Atemwegserkrankungen führen kann (UBA 2018).
Zudem verursacht der Straßenverkehr Lärm, der von vielen Menschen subjektiv als störend oder belästigend empfunden wird. Dabei steht der Straßenverkehr als Hauptlärmquelle gegenüber anderen Lärmquellen mit Abstand im Vordergrund. Denn nach der Umweltbewusstseinsstudie fühlten sich 76 % der befragten Personen durch Straßenverkehrslärm gestört (UBA 2018).
Diese Geräuschemission sind auf Dauer belastend, lösen Stress bei den Betroffenen aus und können sogar bei geringem Schallpegel krank machen (UBA 2015).

 

 

Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf den Verkehr und die Umwelt

Stand 22. April 2020

Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise haben große Auswirkungen auf den Verkehr. So wurde der Flugverkehr zwischenzeitlich so gut wie lahmgelegt, oder der Autoverkehr in den Großstädten wurde durch das Kontaktverbot und das Arbeiten im Homeoffice stark reduziert. Deutschland könnte durch die Minderung der CO2-Emissionen in den verschiedenen Sektoren sogar sein Klimaziel für 2020 erreichen.

Das ist jedoch kein Grund zur Freude: nachhaltiger Klimaschutz sieht anders aus. Nicht nur ist der Auslöser für die
CO2-Einsparung kein erfreulicher Grund, zudem könnten nach der Krise die Emissionen wieder auf das selbe Niveau oder noch höher ansteigen. Wir haben uns dennoch ein paar Zahlen zur Auswirkung auf die Umwelt angeschaut.
 

Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehrssektor

Weniger Pkw-Verkehr bedeutet auch weniger CO2-Emissionen. So rechnen Expert*innen beim Verkehr in Deutschland mit einem Rückgang um sieben bis 25 Millionen Tonnen gegenüber 2019. Weltweit könnte der CO2-Ausstoß um mehr als 5 % sinken. Diese CO2-Minderung wird vor allem durch den Pkw-Individualverkehr beeinflusst, der für rund 60 % der Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich ist. Ausgelöst wurde der Rückgang vor allem durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und einer geringeren Reisetätigkeit.

Die zusätzlichen Minderungen von Treibhausgasen durch den eingebrochenen internationalen Flugverkehr wurde bei den nationalen Treibhausgasbilanzen jedoch nicht berücksichtigt. Dieser trägt weltweit zwischen fünf bis acht Prozent zur Klimaerwärmung bei.

Dieses Video von Eurocontrol zeigt auf beeindruckende Weise den Unterschied im Flugverkehr zwischen März 2019 und März 2020.

Bessere Luft und weniger Lärm

Der geringere Kfz-Verkehr hat auch positive Auswirkungen auf die Luft und den Lärm in Großstädten. Denn die durch den Autoverkehr hauptsächlich verursachten gesundheitsschädigenden Luftschadstoffe NOx und Feinstaub  sind seit den Krisenmaßnahmen stark zurück gegangen. So zeigt  beispielsweise eine Open-Data Karte von Stuttgarter Luftaktivist*innen, dass Mitte März  für ganz Berlin kein Feinstaub zu finden war. Besonders in Zeiten von  COVID-19 bedeutet eine Luftverbesserung weniger Krankheits- und Todesfälle, denn geschwächte Lungen reagieren empfindlicher auf Viren.

Neben der Verbesserung der Luftqualität ist auch die Lärmbelastung durch den geringeren Pkw-Verkehr zurückgegangen, was der meschlichen Gesundheit zu Gute kommt, aber auch den Tieren in der Stadt.